Beschreibung

Ritual for the Whores
Kurzfilm, Dokumentarfilm
Titel: Ritual for the Whores
Dauer: 20 Minuten
Sprache: Englisch
Untertitel: Deutsch
Jahr: 2014
Kamera: Claudia Richarz, Maria Hemmleb, Hermine Huntgeburth, Carol Leigh
Editing: Zayne Armstrong, Jeff Coons
Documentary by: Ulrike Zimmermann, Claudia Richarz
Produktion: MMM Film (www.lauramedia.de)

Mit Daniel Cremer, Margarita Tsomou, Marissa Lobo, Verena Reygers,
Maria F Dolores, Liad Land, Carol Leigh AKA Scarlot Harlot, Kristina Marlen,
Undine de Rivière
 Kay Garnellen, Sadie Lune, Dana von Schwedendorf,
Harvey Rabbit, Annie Sprinkle,

Cinematography:  Claudia Richarz, Maria Hemmleb, Hermine Huntgeburth, Carol Leigh

„Eine ehrliche, sexuell erfahrene Frau (oder eine Gruppe solcher Frauen) ist eine starke und göttliche Kraft, die nicht nur andere Frauen inspiriert, sondern die Macht hat, das Leben auf der Erde ein für alle Mal besser zu machen. Also meine Damen: Packen wir´s an!“
Dr. Annie Sprinkle

„Denn unsere Sexualität … ist weit mehr: ein Weg zu persönlichem Wachstum, zu körperlicher und seelischer Heilung, zur Selbstverwirklichung und zu spiritueller Entwicklung.“
Dr. Annie Sprinkle

In Ritual for the Whores sitzen wir im Publikum und sind hautnah bei den Vorbereitungen zu einer von Annie Sprinkle angeleiteten Gruppenperformance dabei, eben dem „Ritual für Huren“. 15 sind es an der Zahl, und jede von ihnen wird später auf der Bühne ihren Titel erklären und performen. Kay Garnellen, Schauspieler und Transgender-Sexworker als „Outsider Whore“, Kuratorin Margarita Tsomou als „Climbing Whore“, die eine Leiter besteigt und sich an ihr räkelt, die Performance-Künstlerin Liad Hussein Kantorowicz als „Mourning Whore“und natürlich Sprinkle selbst als „Ecosexual Whore Madam“, die mit einem Berg Erde performen wird. Daneben Sadie Lune, Daniel Cremer, Undine de Rivière, Kristina Marlen und andere. Am Ende des orgiastischen Treibens singt Taboran Waxman ein Lied, doch besonders spannend ist am dritten Film von Ulrike Zimmermann und Claudia Richarz eigentlich das, was davor passiert: die unscripted performances vor der Kamera sozusagen.

Da gibt es diese wunderbare Szene zu Beginn, als Annie Sprinkle mit ihrem Rollkoffer über das sommerliche Gelände des Kampnagel zu den Proben spaziert und dabei mit Margarita Tsomou eine Diskussion über den Begriff „sex worker“ beginnt. Ob sie diese Bezeichnung auch für sich benutzen würde, will Sprinkle wissen. Tsomou hadert, weil sie sich den Begriff nicht aneignen will, Sprinkle plädiert aber dafür, ihn nicht nur auf das Arbeitsfeld der Prostitution zu beschränken, sondern weiter zu fassen, und viele Bereiche von erotischer und sexueller Arbeit unter dem Mantel der „sex work“ zu subsumieren: „We need some hardcore movement for this war on whore“. Je mehr sex worker es gibt, desto größer eben die Bewegung. Die ersten Huren warten dabei schon im Proberaum. Sprinkle, die liebevolle Mutter der Junghuren, begrüßt sie und drückt wieder einmal strahlend ihre Freude und ihren Stolz aus. Die Vorbereitungen können beginnen.

Später dann eine weitere wunderbare Szene, als ein Fotograf mit dem Gestus und der Sprache eines high end fashion photographers Annie Sprinkle, der Frau, die seit Jahrzehnten Eigenregie führt, Anweisungen gibt, und ihr sagt, wie sie zu gucken habe. Zimmermann und Richarz begleiten Sprinkle hier im Stil des Direct Cinema, also als quasi unsichtbare Beobachterinnen, und fangen dabei fernab der Bühnenbilder noch einmal sehr intime und oft auch witzige Momente ein, die der großen Performance voraus gehen.

Dann wieder Sprinkle vor Publikum: „We have some incredible whores here who will try to create some whore magic for us tonight“. Begeisterte Rufe und raschelnder Applaus folgen. Die Kamera ist diesmal agiler, nimmt uns mit in den Kreis der Huren, die händehaltend ihr Ritual beginnen, schaut neugierig den Performer*innen bei ihrem Treiben zu. Die Statements richten sich gegen Kolonialisierung, Diskriminierung, Illegalisierung und Gewalt gegen Sexarbeiter*innen. Das Feld ist so weit wie die Performances unterschiedlich sind: es wird getanzt, sich mit Öl eingerieben, meditiert, masturbiert und gefistet. Am Ende eine Verbeugung, hinter den Kulissen ein kollektiver Kreis. Das Ritual, im Film als Begegnung und Ereignis für immer festgehalten, ist zu Ende, aber: a whore’s work is never done. Die Kämpfe und Rituale müssen weitergehen, genauso wie der Aktivismus und die Metamorphosen der Annie Sprinkle.

Trailer: